11.06.2022 – 01.07.2022

Oh hooman, where art thou?

Ein Memento mori der post-humanen (Nicht-)Körperlichkeit oder Singularity (as) Retreat

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*\Ernst Lima
*\Christiane Peschek


@ VBKÖ - Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs
Maysedergasse 2/28 (4. Stock, Lift), 1010 Wien


Curated by: The DODO-Project



Opening Hours: DIENSTAG / TUESDAY - 5-7pm


Finissage
Fr, 01.07.22
17-19H

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Oh hooman, where art thou?
*\Ein Memento mori der post-humanen (Nicht-)Körperlichkeit oder Singularity (as) Retreat

Unser digitales Wellness-Erlebnis bietet Dir die Möglichkeit, Deine eigene Virtualität zu trainieren. Stück für Stück löst Du Dich von realen Lebenskonzepten hin zu einem geschlechtslosen, digitalen (Nicht)Wesen. Unser zentrales Smartphone-Retreat bietet Dir eine einmalige Erfahrung und Deinen immerwährenden persönlichen Garten Eden. Unser Wellnessbereich lädt Dich auf eine audiovisuelle Reise ein und hilft Dir bei der Suche nach Deiner perfekten Balance von Körper und Geist, mit dem Ziel virtueller Eternity.

Welcome to the Singularity.

Der liminale Moment der Pandemie begünstigt – neben unerwarteter Isolation, individueller Digitalisierung und unerfüllten (körperlichen) Sehnsüchten – auch eine direkte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Tod. Dabei läßt sich letzteres als Ereignishorizont definieren, hinter den wir nicht blicken können. Spekulationen, künstlerische Strategien, Science Fiction und spekulatives Storytelling entwerfen hingegen zumindest Dys- und Utopien. Übergänge bieten immer auch eine Möglichkeit, Sterben ist mitgemeint.

In Kollaboration mit den Künstler:innen Christiane Peschek und Ernst Lima inszenieren The DODO Project eine – als Selbsterfahrungs-Spa getarnte – Versuchsanordnung. Impulsgebend ist das Projekt EDEN der Künstlerin Christiane Peschek. Konzipiert als Smartphone-Retreat ist es eine einmalige Online-Erfahrung. Mit der Idee der virtuellen Langlebigkeit liebäugelnd, überträgt EDEN die Suche nach einem perfekten Zustand von Geist und Körper in eine audiovisuelle Reise zu einem netzbasierten Paradies als Endziel. Es geht um die Überwindung von Körperlichkeit. Um das Trainieren der eigenen Virtualität und ein schrittweises Loslösen von realen Lebenskonzepten hin zu einem geschlechtslosen, digitalen Dasein. EDEN ist eine künstliche Überformung von spirituellen Trends, Glaubenssätzen und Dogmen.

Das Smartphone-Retreat ist aufgebaut wie ein Entscheidungsspiel – ja/nein, einatmen/ausatmen. Die eigene Wahl lenkt hierbei in individuelle virtuelle Räume. Einer dieser Entscheidungspfade führt in dunkle Gefilde: das Uncanny Valley. Ein Retreat basierend auf den Abgründen und negativen Auswirkungen des Digitalen, einer Dark Archeology of the Self.

Die eigens für die Ausstellung erarbeitete installative Inszenierung der beiden Künstler:innen führt in dieses Uncanny Valley. Fensterfolien kleiden das Licht des Raumes in einen ewigen Sonnenuntergang und dehnen so diesen melancholischen Moment des Übergangs ins unendliche. Yogamatten als Referenz zur Entspannung, Self-Care und Ritualisierung des Körpers, imitieren eine Art Kreuzgang. Ein Becken gefüllt mit schwarzer Flüssigkeit befindet sich im Zentrum. Die schwarze Wasseroberfläche verweist auf die Informationsüberflutung in sozialen Medien und die daraus resultierenden uncanny Feelings. Ernst Lima erarbeitete hierfür eine immersive Soundinstallation. Diese bildet die Schnittstelle zwischen dem physischen Ausstellungsraum und dem digitalen Space. Durch die Anwesenheit der Besucher:innen werden Frequenzen auf die Flüssigkeit übertragen. Diese versetzen die schwarze Fläche in Vibration. Es entsteht ein Resonanzraum, der wiederum nur durch die Präsenz des physischen Körpers erfahrbar wird. “objects may be closer than they appear” macht nicht nur die Schwingungen realer Körper sichtbar, sondern ist das Verbindungsstück zu den digitalen, mit liquiden Flächen durchdrungenen, Videobildern im Uncanny Valley von EDEN.

Der Raum wirkt verstörend und beruhigend zugleich, tritt man doch ein in die Abgründe des Selbst. Der:Die Betrachter:in sieht sich im dunklen Spiegel (Black Mirror). Das reale und digitale Spiegelbild führt zu einer Bewusstwerdung der Möglichkeit zur Selbsterneuerung. Die unendliche Tiefe, hat eine nahezu magische Anziehungskraft (und starrt man lange genug hinein, dann starrt sie irgendwann zurück). Die Neonarbeiten von Christiane Peschek zitieren – wie ein kryptisches Mantra – archaische Formen der (Selbst)mythologisierung, Cyberpunk, Digitalität und die Weisheit des Internets. Zu gerne verweilt man im Schwebezustand von Melancholie und Selbstzweifel. Ganze 20 Minuten können Besucher:innen in jenem unheimlichen Tal verweilen…

Im Backoffice reflektiert The DODO Project in einem – als Research Lab gefasstem Setting – die immersive Kunsterfahrung. Hier trifft das erhobene Datenmaterial der Retreat-Selbstversuche auf ritualisierte Selbsterkenntnis, spekulatives Storytelling und hinterfragt so eine posthumane Archäologie der Zukunft. Oh Hooman, where Art thou?

Welcome to the Singularity!

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freundlich unterstützt durch

Otto Mauer Fonds
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